Diese Woche gibt es keine Bilder aus dem Garten.
Vielmehr soll im Folgenden schriftlich ein ausführlicher Überblick über die aktuelle Situation auf den Feldern und in den Gewächshäusern gegeben werden. Zuvorderst gesagt und gleichzeitig aus all dem im Folgenden geschilderten schliessend: Das Gartenteam von meh als gmües ist momentan ein wenig demoralisiert, angesichts der Wettersituation und deren gravierenden Folgen.
- Insbesondere der Zustand der Tomaten macht im Moment rechtes Bauchweh: Aufgrund des kühlen Wetters und der hohen Luftfeuchtigkeit haben wir einen massiven Befall mit Krautfäule (Phytophthora infestans), ein Pilz, der auch Kartoffeln befällt. Er ist sehr infektiös und hat in kurzer Zeit fast unseren gesamten Bestand erfasst. Die letzten Tage wurden soviel als möglich an infizierten Blättern und Trieben entfernt und eine Behandlung mit Kupfer gestartet. Die Behandlung mit diesem Mittel ist eine Massnahme, die uns als Gartenteam nicht leicht fällt. Immerhin ist Kupfer ein Schwermetall, welches sich im im Boden anreichert. Kupferpräparate sind im Biolandbau zugelassen, aber der Einsatz sehr reglementiert. Leider gibt es keine andere Methoden, die funktionieren. Ob diese also durchaus drastischen Massnahmen schliesslich fruchten werden, hängt auch vom weiteren Wetter ab.
Doch die Kalamitäten betreffen auch weiteres Gmües:
- Auch die Kartoffeln, die der Waidhof für uns anbaut, sind von der Krautfäule befallen. Entsprechend müssen wir mit einem verminderten Ertrag dieser köstlichen Knollen rechnen.
- Unsere gesamten Kulturen, die wir in den vergangenen 4 Wochen gesät haben, sind weggeschwemmt oder unter der Verkrustung des Bodens nicht gekeimt.
Wir können und werden versuchen, den Rückstand noch einzuholen. Es gibt noch ein kleines Zeitfenster, in dem wir, so nicht neuerlich das Wetter dazwischenstürmt, mit einigen Ausichten auf Erfolge Randen und Rüebli für das Lager anbauen können. - Auch in den nächsten Wochen wird es in Freitags in den Depots noch Gemüse haben, das merkbar unter den Hagelschäden gelitten hat.
Zum Schluss ein kleiner Lichtblick zwischen all der Traufe: Die Tage konnten wir endlich wieder ein wenig Flächen bearbeiten. Dort werden wir die nächsten Tage neue Sätze säen und pflanzen.
Wir bei meh als gmües sind mit der geschilderten Situation nicht allein: In der gesamten Schweizer Landwirtschaft gibt es momentan und mittelfristig grosse Ausfälle:
Ein Gutteil der Obsternte ist vernichtet, bei vielen Gemüsekulturen gibt es grosse Lücken in der inländischen Produktion und die Getreideernte ist in der Qualität hinter dem langjährigen Mittel.
Auch die Grünlandbetriebe, sprich Fleisch- und Milchproduktion, haben Schwierigkeiten, das üppig wachsende Gras zu mähen und trocken einzulagern. So haben – wie ihr vielleicht schon bemerken konntet – die Preise für Frischlebensmittel im Supermarkt angezogen. Da das Preisniveau in der Schweiz so hoch ist, werden die Regale vermehrt durch Importe gefüllt sein. (Artikel dazu auf Handelszeitung.ch: Hagel und Regen lassen Gemüsepreise in die Höhe gehen)
Überall auf der Welt gibt es aktuell krisenhafte Wetterereignisse, die direkt und indirekt die Versorgung mit Lebensmitteln gefährden. Da sind wir “nur” mit starken Niederschlägen fast noch komfortabel unterwegs. So berichtet die Entwicklungshilfeorganisation OXFAM, dass das Zusammenfallen von Corona, Klimakrise und Konflikten zu einer Versechsfachung des Hungers seit 2019 in der Welt geführt hat. (siehe: Welthunger verschlimmert sich; und ausführlicher hier: THE HUNGER VIRUS MULTIPLIES:
DEADLY RECIPE OF CONFLICT, COVID-19 AND CLIMATE ACCELERATE WORLD HUNGER)
Wir als Gemüsegenossenschaft sind Teil dieser Gesamtsituation – und versuchen (weiterhin), im Rahmen unserer Möglichkeiten, unseren Anbau resilienter (krisensicherer) für die Zukunft zu machen. Manche der bei mag hierzu angewandten Konzepte (so zum Beispiel unsere Dammkulturen) haben sich in der aktuellen Situation gut bewährt – aber Hagel und Pilze sind zwei Faktoren, die zu kontrollieren nahezu unmöglich ist.